HEILIG ABEND

Die Beschreibung des Stück’s im Repertoire von Anja Kleinhans unter Theader.de

So war’s …

“Heilig Abend” in ausverkauftem Rathaus

Der kleine Theaterraum im Harxheimer Rathausturm ist voll an diesem Abend. Nur 40 Leute passen hier hinein, was in diesem Fall ein echtes Glück ist: für das intensive Stück „Heiligabend“ von Daniel Kehlmann, das hier unter der Regie von Uli Hoch auf die Bühne gebracht wird, ist dieser intime Rahmen genau der Richtige.   

Ein Tisch, zwei Bürostühle, ein Telefon. Mehr braucht es nicht als Kulisse, vor der ein Polizist (Riccardo Ibba) eine terrorverdächtige Philosophieprofessorin (Anja Kleinhans) verhört. Und das unter Druck, denn die Zeit drängt. Um Mitternacht soll angeblich eine Bombe explodieren, die die Professorin gelegt haben soll – oder war sie es doch nicht?  

Die intensive Stimmung zwischen den Akteuren ist so deutlich spürbar, dass das Publikum unmittelbar mitgeht: es zuckt zusammen, schreckt auf, lacht und bemitleidet die beiden auf der Bühne, die sich immer wieder festfahren in ihrem Schlagabtausch zwischen System und Systemkritik. Dennoch kommt es zu keiner eindeutigen oder einfachen Lösung; die klugen Dialoge der beiden Figuren zeigen vielmehr das Dilemma zwischen zwei gegensätzlichen, jedoch beiderseits nachvollziehbaren menschlichen Haltungen und zwei scheinbar gänzlich verschiedenen Menschen, die sich unter dem Druck der tickenden Zeitbombe ein scharfes Wortduell liefern.

Die Uhr schlägt schließlich Mitternacht, die Zeit ist abgelaufen, das Stück vorbei. Der Ausgang der Dinge bleibt offen, das Publikum nachdenklich und gleichzeitig begeistert zurück über ein grandios gespieltes, kluges Stück, dass sich eindringlich mit grundsätzlichen Fragen der Gesellschaft beschäftigt. (Annika Treiber)