Du bist meine Mutter

„Du bist meine Mutter“ – So war’s

Eine Vorstellung, die unter die Haut ging, bot Schauspieler Christian Birko-Flemming mit technischer Unterstützung von Hedda Brockmeyer (vom “Theater in der Kurve”, Neustadt) den Besuchern des Rathaus-Theaters bei Bürger für Bürger in Harxheim. Zunächst bestand “die Bühne” nur aus einem Bett, einem Kleiderständer und einem Nachttisch, auf dem ein Wecker stand.

Während Birko-Flemming als Sohn Joop den dargestellten Raum im Altersheim mit weiteren Accessoires wie Blumen, Kleidungsstücke, einer Decke auf dem Bett und der Brille auf dem Nachttisch ausschmückt, erklärt eine Stimme im Hintergrund dass es sich um die Nacherzählung einer wahren Geschichte handelt. Jedes Wort sei auch so gesagt worden. Es wird still. Laut tickend “trommelt” der alte mechanische Wecker auf dem Nachttisch die Zeit. Wir erfahren, dass Joop jeden Sonntag mit der Bahn zu seiner Mutter ins Altersheim fährt. Es liegt in der Nähe eines Krankenhauses, in dem sein Bruder Arzt ist. So ist zumindest eine minimale Versorgung und zeitnahe Hilfe für die Mutter sichergestellt. Die Bahnfahrt nutzt Joop und denkt an frühere Zeiten zurück, in denen er seine Mutter erlebte. Er erzählt uns ebenso von frühpubertären Problemen wie von schönen Erlebnissen.

Bei seiner Mutter angekommen weckt und umsorgt er sie liebevoll. In seiner exzellent gespielten Doppelrolle reißt er das Publikum in den Bann von Mutter und Sohn. Es wird klar, dass die all-sonntäglichen Besuchsrituale für die an Demenz erkrankte Mutter jede Woche neu erfunden werden müssen. Weiter zurückliegende Erinnerungen funktionieren anfangs noch recht gut. So wird der Status der Verwandtschaft abgefragt. Was macht der Onkel, wie geht’s der Tante . . . Ein Wechselbad der Gefühle kommt in Schüben. Der Bogen wird gespannt von humorvoll und kindlich-naiv bis hin zu aggressiver Ablehnung gefolgt von scheinbar konkreten Suizidgedanken. Einfühlsam geht Joop auf die Mutter ein und beruhigt sie. Geduldig reagiert er auf ihre Wiederholungen, die dem kurzzeitigen Gedächtnisverlust geschuldet sind, ein. “Das ist aber ein schöner Mantel, haben wir den nicht zusammen gekauft?” bis zur Frage beim gemeinsamen Spaziergang im Park: “Das ist aber schön hier. Hatten wir hier eine Verabredung oder haben wir uns zufällig hier getroffen?”.

Nach einem Besuch von Joop – seine Mutter wollte gerade zu Bett gehen – fällt sie und bricht sich das Beckenbein. Niemand weiß, wie lange sie da lag bevor sie gefunden wurde, aber jetzt ist sie im Krankenhaus . . . Will raus . . . “Sie sind mein Sohn?” ruft sie erschrocken . . . Wie geht es weiter? Die Antwort hierauf bleibt dem Publikum überlassen.

Bei “Bürger für Bürger e.V.” geht es allerdings schon am 12.4. weiter mit Anja Kleinhans (“Theader Freinsheim”) unter dem Titel “Literarische Weinblüten”, dem süffigen Literaturspätschoppen mit dem Pälzer Engelsche. Schöne, informative und amüsante Gedichte und Texte rund um die Blüten und den leckeren Rebensaft in Kombination mit einem Musiker. Einzelheiten zur Veranstaltung und zur Anmeldung wie immer rechtzeitig hier  (hjh).

 


Voranzeige

Zu einem weiteren Höhepunkt in der Saison laden “Bürger für Bürger e.V.” am 8.3.2018 um 19.30 Uhr ins historische Rathaus nach Harxheim ein. Mit „Du Mutter3bist meine Mutter“ erzählt ein Autor, der weiß, wovon er spricht. Aus zahllosen Besuchen bei seiner an Alzheimer erkrankten Mutter im Pflegeheim entwickelte der Schauspieler und Regisseur Joop Admiraal Anfang der 80er Jahre dieses Stück. Alles, was seine Mutter darin spricht, hat sie auch wirklich gesagt.

 

Christian Birko-Flemming übernimmt in der mehrfach ausgezeichneten und vom Landesministerium geförderten Inszenierung von Hedda Brockmeyer sowohl die Rolle des Sohnes als auch der Mutter. Die Situation auf der Bühne ist ein Besuch, wie er alltäglich ist. Der Umgang mit Krankheit und Tod passiert auf dem Weg der leisen Töne und des sensiblen Erzähltheaters.

 

Eintritt 15,00 Euro.

 

Um Reservierung wird gebeten bei “Bürger für Bürger e.V.”, entweder per mail unter annamaria.kabs@t-online.de oder telefonisch unter 06355 – 955 932