Standesamtliche Eheschließungen im historischen Rathaus von Harxheim
Nach fast 40 Jahren kann im alten Rathaus in Harxheim wieder standesamtlich geheiratet werden. Am letzten Donnerstag im Januar machten Dennis und Daniela Leidner geb. Becker aus Niefernheim den Anfang. Standesbeamter war Jürgen Rheinfrank von der Verbandsgemeindeverwaltung, der damit an das Amt seines Großvaters anknüpfte.
Das Harxheimer Rathaus, das malerisch an der Hauptstraße gelegen ist, wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Das Gebäude diente nicht nur zur Rechtsprechung durch Schultheiß und Schöffen, sondern sein Erdgeschoß wurde auch als Spritzenraum und Arrestzelle genutzt. Später war es dann das Rathaus der Gemeinde Harxheim. Im Obergeschoß befanden sich damals zwei Räume. Im vorderen Raum war die Verwaltung untergebracht, die aus zwei Mitarbeitern bestand. Außerdem hatte der damalige ehrenamtliche Bürgermeister hier seinen Amtssitz. Der hintere Raum diente als Nebenraum.
Bis zur Bildung der Verbandsgemeinde im Jahr 1972 erfolgten die standesamtlichen Trauungen in den jeweiligen Gemeinden, wo die Bürgermeister und Beigeordneten auch gleichzeitig das Amt des Standesbeamten versahen. So kam es, dass am 22.09.1972 (also vor über 39 Jahren) die letzte standesamtliche Eheschließung im Harxheimer Rathaus stattfand. Der Standesbeamte, der diese Trauung vornahm, war der damalige Harxheimer Bürgermeister Karl Rheinfrank. Danach mussten sich alle Heiratswilligen im Göllheimer Rathaus, dem Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde, trauen lassen. Dort ist sein Enkel Jürgen Rheinfrank als Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste u.a. auch Standesbeamter. Als solcher bediente er jetzt auch die neue Außenstelle in Harxheim.
Dass nun nach fast 40 Jahren wieder Eheschließungen in diesem Gebäude stattfinden können, ist in erster Linie der Gruppe „Bürger für Bürger“ um Ratsmitglied Walter Bissinger und Ortsvorsteher Hans Stefan Grünewald zu verdanken. Die ehrenamtlichen Helfer haben das alte Gebäude in vielen Arbeitsstunden von Grund auf saniert. Dabei wurde aus den beiden früheren Räumen im OG ein großer freundlicher Raum geschaffen. Von der Ortsgemeinde Zellertal ging die Initiative aus, in diesem Raum wieder Trauungen durchzuführen.
Nachdem die Räumlichkeiten von der Kreisverwaltung als Aufsichtsbehörde und von der Verbandsgemeindeverwaltung begutachtet worden waren, stand fest, dass der neu geschaffene Raum im OG bestens für die Durchführung von Eheschließungen geeignet ist. Der Verbands- gemeinderat Göllheim hat den Raum den Vorschriften entsprechend gewidmet. Außerdem hat die
Verbandsgemeinde Göllheim mit der Ortsgemeinde Zellertal eine Vereinbarung geschlossen, in der die organisatorischen Regelungen festgelegt wurden. Als Letztes wurde an der Außenfassade des Rathauses ein Amtsschild mit dem Landeswappen von Rheinland-Pfalz und der Aufschrift „Standesamt – Göllheim – Außenstelle“ angebracht.
Da es sich um die erste Eheschließung nach langen Jahren in Harxheim handelte, nahmen auch der Zellertaler Ortsbürgermeister Raimund Osterroth und der Harxheimer Ortsvorsteher Hans Stefan Grünewald an der Eheschließung teil. Sie beglückwünschten das frischgebackene Ehepaar Leidner und überreichten ihm ein Geschenk.
Wer sich im historischen Rathaus von Harxheim standesamtlich trauen lassen möchte, kann dies beim Standesamt der Verbandsgemeinde Göllheim beantragen. Hier können sich auch Brautpaare melden, die ihren Wohnsitz nicht in der Gemeinde Zellertal oder in der Verbandsgemeinde Göllheim haben.
“Bürger für Bürger” und unser
“neues altes Rathaus”
– Eine schöne Geschichte –
Das barocke Rathaus von Harxheim war in den 1970er-Jahren von der Gemeindeverwaltung bereits aufgegeben worden, der Abriss angedacht, da die Räumlichkeiten doch zu klein erschienen, um für grössere Versammlungen Platz zu bieten, und zudem, wenig überraschend, kein Geld vorhanden war.
Für die Bürger war es allerdings undenkbar, dieses kleine Schmuckstück, in dem nicht wenige Altbürger sich noch das Ja-Wort gegeben haben, einfach aus dem Ortskern zu radieren. Deshalb begannen einige unerschrockene, sich der Sache anzunehmen.
Man werkelte dann über ca. 7 Jahre im alten Gemäuer. Zunächst wurde die Aussenfassade wieder auf Hochglanz gebracht.
Dann widmete man sich dem Innenausbau. Unter der fachmännischen Aufsicht und Beratung von Bauingenieur Hans-Jochen Wiegner wurden Putz entfernt, eine Wand herausgenommen, Wasser und Heizung neu installiert, Treppen und Fenster neu eingebaut, Böden und Wände gerichtet.
Im März 2011 war es dann soweit: Das Rathaus ist fertig! Ab sofort steht es der Brügerschaft wieder zur Verfügung für Veranstaltungen jedweder Art. Es finden bereits wieder Ratsversammlung statt, der Gewerbeverein wird seine Mitgliederversammlung dort abhalten, und auch das Standesamt der VG Göllheim wird wieder Trauungen im Rathaussaal durchführen.Der Vorsitzende von “Bürger für Bürger”, Walter Bissinger, konnte stolze Bilanz ziehen: Über 2000 Stunden haben die Frauen und Männer am Rathaus gearbeitet. Über € 15.000,- wurden aufgebracht, teils durch Spenden, teils durch Erlöse von Aktionen wie dem jährlichen Kerwe-Frühschoppen und anderes mehr.
Zur Einweihung konnte auch VG-Bürgermeister Magsig eine Spende übergeben. Ebenso reichten die Landfrauen zum wiederholten Male eine substantielle Summe, diesmal zur Beschaffung von u.a. Vorhängen, an Ortsvorsteher Grünewald weiter, der als “Privatmann” eine der Säulen von “Bürger für Bürger” ist.
Das Rathaus ist also fertig. Ein Meilenstein in unserer Ortsgeschichte, ein Leuchtturm für Gemeinsinn in unserer Gemeinde!
Nun denken die “Bürger für Bürger” bereits an das nächste Projekt: Der Jugendraum unter dem Kindergarten muss fertig gestellt werden, damit u.a. die Kerweborsch eine adäquate Bleibe haben. Und was danach kommt, wer weiß, wer weiß. Es gibt wahrlich genug zu tun für engagierte Bürger in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. Aber nur so kann einem Verfall von öffentlichem, gemeinsamem Wert und Kultur entgegengewirkt werden.